DM-Titel für Katharina
Nach neun Jahren in der bewährten Ingolstädter Saturn-Arena zogen in diesem Jahr die Deutschen Meisterschaften der Senioren und der Kadetten, die traditionell direkt hintereinander am selben Standort ausgetragen werden, in die ca. 500 km entfernte Gummersbacher Schwalbe-Arena um.
Die nagelneue, hochmoderne, helle und geräumige Multifunktionshalle wurde erst im August 2013 eröffnet. Mit ihren ca. 3.200 Sitz‑, 800 Stehplätzen und acht Logen dient sie in erster Linie als Austragungsstätte für die Heimspiele des VfL Gummersbach, der zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Handballvereinen zählt. Während sich also dieses Mal die Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen über kurze Anfahrtswege freuen konnten, hatten es die Bayern umso weiter. Die Bayerische Taekwondo Union (BTU) beschloss deshalb, allen bayerischen Vereinen die Mitfahrt im BTU-Bus anzubieten. Da allerdings viele Sportler bzw. bei den Kadetten die Eltern nicht zweimal in Gummersbach übernachten wollten, war der Bus trotz der sehr günstigen und bequemen Möglichkeit an den Austragungsort zu gelangen, nicht ausgebucht.
Um allen Teilnehmern aus Bayern einen zusätzlichen Teilnahmeanreiz zu bieten, übernahm die BTU die Startgebühr für ihre Mitglieder.
Nach der Waage am Vorabend wurden die Wettkämpfe der Deutschen Meisterschaft am Samstag, den 15. Februar 2014, auf vier Kampfflächen unter Nutzung des elektronischen Westensystems von Dae do ausgetragen. Parallel dazu fanden in der selben Halle, deren teilweise bewegliche Tribünen zur Vergrößerung des Innenraumes zusammengeschoben worden waren, auf drei großen Matten die German Open Poomsae (Formenlaufen) statt. Grundsätzlich eine gute Idee, um Wettkämpfern und Formenläufern das Turniergeschehen im jeweils anderen Bereich etwas näher zu bringen. Allerdings fühlten sich nicht wenige Wettkämpfer durch die laute Musik der Free Style Poomsae Wettbewerbe beeinträchtigt, wohl ebenso wie manch Formenläufer durch Anfeuerungsschreie der Zuschauer beim Kyorugi (Wettkampf) in seiner Konzentration gestört wurde. Eigentlich sollte im Rahmen des Turniers noch ein weiterer Wettbewerb ausgetragen werden. Da sich Deutschland aber im Gegensatz zu anderen großen Taekwondo-Nationen, wie z.B. die Türkei oder Spanien, bisher noch nicht sonderlich darum bemüht hat, die Entwicklung des Behindertensports im Bereich Taekwondo voranzubringen, musste die geplante Austragung der ersten Deutschen Meisterschaft der Behinderten in Ermangelung einer nennenswerten Anzahl von Teilnehmern leider abgesagt werden. Die Europa- und Weltmeisterschaften der Behinderten werden wohl auch in den nächsten Jahren ohne deutsche Beteiligung stattfinden.
Insgesamt 204 Sportler traten bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren 2014 an. Die beiden größten Verbände, die NWTU und die BTU, stellten jeweils etwas mehr als ein Viertel aller Teilnehmer. Taekwondo Özer beteiligte sich mit einem relativ großen Team von 13 Sportlern. Allerdings mussten wir auf unsere erfahrensten Wettkämpfer verzichten, da die Deutsche Taekwondo Union (DTU) mit ihren Top-Athleten nach Ägypten geflogen war. Dort kämpften Sümeyye Manz, Anna-Lena Frömming, Rabia Güleç und Daniel Manz beim G2-Turnier Luxor Open um wertvolle Weltranglistenpunkte.
Unsere Mannschaft bestand daher aus einigen vergleichsweise unerfahrenen Senioren und diversen Sportlern aus dem Jugend-Bereich. Nur Katharina Weiss und Tayfun Yılmazer hielten in der Heimat die Stellung. Für Katharina stellte der Auftritt bei der Deutschen Meisterschaft ihr Wettkampf-Comeback nach der langen Zwangspause infolge ihres Kreuzbandrisses vor der Weltmeisterschaft im Sommer 2013 dar. Erst nach dieser Bewährungsprobe wollte sie langsam wieder mit internationalen Einsätzen beginnen. Und Tayfun hat nach dem Ende seiner Karriere bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr begonnen, sich aus dem internationalen Turniergeschäft zurückzuziehen.
Fast alle unsere Sportler hatten vier Kämpfe, nur Erol hatte fünf, Rabia drei und Ekaterina sowie Arianna je zwei. Das Coachen konnte diesmal hauptsächlich unser Cheftrainer Özer Güleç übernehmen, bei Bedarf unterstützt durch Orçun Öztürk.
Bei den Damen konnten alle unsere fünf Wettkämpferinnen eine Medaille holen.
Allerdings sicherte sich nur Katharina Weiss den Titel, körperlich noch nicht unbedingt topfit, aber mit ihrer Erfahrung und hochprofessionellen Einstellung ihren Gegnerinnen klar überlegen.
Und während sich Gelegenheitswettkämpferin Arianna Danel über Bronze freuen konnte, blieben die Nachwuchs-Kaderathletinnen Burçin Kayhan, Ekaterina Derev und Rabia Yorulmaz mit ihren dritten Plätzen hinter ihren Möglichkeiten und den in sie gesetzten Erwartungen zurück.
In der Herren-Wertung erreichte nur die Hälfte unserer acht angetretenen Sportler einen Medaillenplatz.
Hasan Koca musste sich nach sehr guten Leistungen erst im Finale dem erfahrenen Kaderathleten Volkan Çelik geschlagen geben.
Yunus Emre Koca kämpfte sich bis ins Halbfinale vor, trat aber dann gegen seinen Freund Daniel Chiovetta nicht mehr an, da dieser die Credits für eine Teilnahme an der Jugend-Weltmeisterschaft sowie am Qualifikationsturnier für die Olympischen Jugend-Spiele benötigte.
Birkant Polat, der eine Gewichtsklasse höher als gemeldet kämpfte, und Erol Yorulmaz belegten ebenfalls den dritten Platz.
Malik Güleç, Mehmet Yorulmaz, Tayfun Yılmazer und Ramtin Rezaie gingen dagegen leider leer aus.
Während des ganzen Tages wurden die Ereignisse auf den Wettkampfflächen per Live-Stream im Internet und auf einem großen Monitor in der Halle übertragen, teilweise mit Kommentar. Allerdings war nach der Veranstaltung von zu Hause gebliebenen Zuschauern zu hören, dass die Kameraführung viel zu unruhig war und keine vollständigen Kämpfe, sondern immer nur Ausschnitte gezeigt wurden.
In der Halle waren viele interessante Begegnungen zu sehen. In diversen Gewichtsklassen setzten sich Nachwuchskämpfer, oft noch im Jugend-A-Alter, durch.
Wie immer gab es auch so manche umstrittene Kampfrichterentscheidung, für eine Deutsche Meisterschaft konnten aber deutlich öfter als bisher gewohnt Diskussionen zwischen Coaches und Kampfrichtern beobachtet werden.
Einen gehörigen Schrecken jagte den umstehenden Zuschauern ein unglücklicher Sturz der 15-jährigen Tamara Nothaft ein. Nach kurzer Bewusstlosigkeit und schneller ärztlicher Versorgung brachte sie ihr Halbfinale dennoch erfolgreich zu Ende, wurde dann aber von Ärzten und Kampfrichtern gegen ihren Willen sowie den ihres Trainers Nurettin Yılmaz daran gehindert, zu ihrem Finale anzutreten. Zum Glück war eine als Folge des Sturzes aufgetretene leichte Sprachstörung nur vorübergehender Natur und so ging das Ganze glimpflich aus.
Vor der Überreichung der Team- und Verbandspokale begrüßte Bundestrainer Bundeswehr Georg Streif, der die Aufgabe des Hallensprechers übernommen hatte, die zahlreichen anwesenden Ehrengäste aus Sport, Politik und Wirtschaft.
Mit nur einem Titel, einer Silber- und sieben Bronzemedaillen belegte Taekwondo Özer lediglich einen enttäuschenden vierten Platz in der Vereinswertung.
Klarer Mannschaftssieger wurde der KSC Leopard, dessen acht Sportler sich ganze fünf Titel, einen zweiten und einen dritten Platz sichern konnten. Den zweiten Platz holte sich der Taekwondo Club Ingelheim, der mit zwei Gold‑, zwei Silber- und einer Bronzemedaille als einziger nicht-bayerischer Verein einen Platz unter den ersten fünf belegen konnte. Dritter wurde mit Schützenhilfe ihrer nordrhein-westfälischen Abteilung die TG Allgäu, mit insgesamt zwei Gold‑, einer Silber und zwei Bronzemedaillen. Den fünften Platz belegte der TSV 1865 Dachau mit einem Titel und fünf dritten Plätzen, sechster wurde durch Isabel Becksteins Titelgewinn der SV Nennslingen.
Infolge der klaren Dominanz der bayerischen Vereine konnte die BTU natürlich auch die Verbandswertung mehr als eindeutig für sich entscheiden. Die 54 Sportler aus Bayern konnten mit 96 Punkten fast viermal so viele einfahren wie ihre 62 NWTU-Konkurrenten, die am Ende insgesamt 25 Punkte auf ihrem Konto stehen hatten und auf heimischem Boden beinahe auch noch von den 27 Teilnehmern aus Baden-Württemberg eingeholt worden wären, die 23 Punkte verbuchen konnten.
Wir gratulieren allen Platzierten!
Fotoalbum auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Deutsche Senioren-(Ü16)-Meisterschaft 2014 in Gummersbach am Samstag, 15.02.2014: | ||
Burçin Kayhan | D‑57 | 3. Platz |
Arianna Danel | D‑67 | 3. Platz |
Ekaterina Derev | D‑67 | 3. Platz |
Rabia Yorulmaz | D+73 | 3. Platz |
Katharina Weiss | D+73 | 1. Platz |
Yunus Koca | H‑54 | 3. Platz |
Malik Güleç | H‑58 | - |
Birkant Polat | H‑58 | 3. Platz |
Hasan Koca | H‑63 | 2. Platz |
Tayfun Yılmazer | H‑63 | - |
Mehmet Yorulmaz | H‑63 | - |
Andreas Tausch (damals TSV 1865 Dachau) | H‑68 | 3. Platz |
Ramin Rezaie | H‑74 | - |
Erol Yorulmaz | H‑74 | 3. Platz |
(22.04.2014 Alfred Castaño)